1. DSR Literaturpreis
Einlaufen Auslaufen
vielen Dank an alle, die an unserem, vielleicht anfangs nicht so ganz ernst gemeinten Wettbewerb teilgenommen haben. Viele schöne Vierzeiler wurden uns zugesandt, von denen wir hiermit eine Auswahl veröffentlichen. Die Jury stand vor der Qual der Wahl. Dieser Wettbewerb wurde so einer der Höhepunkte dieses 30. DSR-Seeleutetreffens!

Das Publikum war sich einig, dass der Preis eher symbolisch ist, für eine Vielzahl von Reflektionen aus dem Bordalltag. Unser Glückwunsch an alle, die diese herrlichen Zeilen verfasst haben!!

+ + + A u s l a u f e n + + +

Lotse an Bord, die Leinen los,
es geht wieder fort, das ist famos.
Die Lasten voller Bier, Schnaps und Wein-
was braucht ein Seemann mehr um unterwegs glücklich zu sein!
Ebi (1)

Lotse an Bord, die Leinen los,
die Stimmung ist - trotz des Dienstes famos.
Mit frischem Mut, das Schiff läuft aus,
mit Kurs Nord-West, in die Welt hinaus.
Jürgen Meyer (2)

Lotse an Bord, die Leinen los, .
Doch was ist mit dem Alten bloß?
Als seine Frau an Land gegangen
- er mit der Köchin angefangen.
Benny (3)

Lotse an Bord, die Leinen los,
die Zeit zu Haus, die war famos.
Das Schiff beladen, es läuft aus,
die See sie ruft uns - in die Welt hinaus.
Jürgen Meyer (4)

Lotse an Bord, die Leinen los, der Abschied ist gekommen.
Trotz aller Liebe zum Beruf, schön ist das Wiederkommen.
Ne menge Stress und nicht nur Bier und Lieder, - was soll`s.
Das Schiff ist fest, der Zoll von Bord, die Heimat hat uns wieder.
Horst Richter (5)

Lotse an Bord, die Leinen los,
des Seemanns Freude ist riesig groß.
Es warten neue Häfen und auch Mädchen,
vergessen ist das Heimatstädtchen.
Bummi /Frank Kunze (6)

Lotse an Bord, die Leinen los, .
bei der Besatzung ist die Freude groß.
das Schiff wird den Äquator queren
und den Neulingen eine zünftige Taufe bescheren!
Ebi (7) (1. Preis)

Lotse an Bord, die Leinen los.
Die Seeluft ist so rein und klar,
der Abschied sitzt im Hals wie`n Kloß
die Seefahrt, sie bleibt wunderbar.
Gerhard Franz (8)

Lotse an Bord, die Leinen los, der eiserne Vorhang fällt.
Wir haben Heimweh, doch uns gehört die Welt.
Unser Schiff wird in ferne Länder reisen
und in drei Wochen werde ich in Rio sch(pl)eißen.
Gerd Pollakowski (9)

Lotse an Bord, die Leinen los, die Gang ein wilder Haufen,
der Alte ist ein Gernegroß, der Chiefe Mate neigt zum Saufen.
Der Koch ist ein Boulettenschmied, den man vergessen kann.
Drum Stöhnen bis ins letzte Glied: "Die Reise fängt gut an!"
Friedrich Seibicke (10)

Lotse an Bord, die Leinen los, .
Ahoi, du Rostocker Hafen,
wieder geht`s nach rechts rum bloß,
warum muss uns Neptun so strafen ???
Gerhard Franz (11)

Lotse an Bord, die Leinen los, klar vorn und achtern, so hallt es an Deck
und für den Seeman gehts zum lang ersehnten Treck,
mit seinem stolzen Schiff in ferne Länder, Häfen und Frauen,
um neue Ladung in Fernost für Europa zu stauen.
Peter Frei (12)

Lotse an Bord, die Leinen los, die Seegrenze wird passiert.
Gesprengt des Staates enger Schoß, doch hast Du nicht kapiert?
Es lauscht einer hinter der Wand, der heimlich informiert.
Kaum bist Du wieder drin im Land hat Dich die Stasi einkassiert.
Friedrich Seibicke (13)

Lotse an Bord - Maschine klar,
man auf Station - in Bereitschaft war.
Die Leinen los - wir waren bereit,
auf Reise ging es - für lange Zeit.
Jürgen Meyer (14)

Lotse an Bord, die Leinen los,
das Schiff ist klein - der Käpt`n groß
und auf der Höhe Kattegat,
wird aufgemacht das Transitschapp
Klaus Lippke (15)

Lotse an Bord, die Leinen los.
Schon kommt der PO dahergerannt.
seine Erwartungen an uns sind groß,
für`s sozialistische Vaterland.
Gerhard Franz (16)

Lotse an Bord, die Leinen los.
Nach Santos soll die Reise geh´n.
Kali hat unser Schiff im Schoß.
Auf, auf zur "Rue ..." - wie wird das schön.
Roland Kühn (17)

Lotse an Bord, die Leinen los, in deinem Halse sitzt ein Kloß.
Am Pier weinen die Kleinen bloß, dem Weibe trocknet aus der Schoß.
Wenn in den Rahen pfeift der Wind - was stört dich Weib, was stört dich Kind -
eilst du ganz frohgemut, geschwind - nach Santos, wo die Mädchen sind.
Friedrich Seibicke (18)

Lotse an Bord, die Leinen los, nun steht die Welt uns offen -
die alte Crew, gut eingespielt, das lässt uns alle hoffen.
Russen, Polen, Tuvalus, ein Grieche, ein Germane - fünf Nationalitäten -
für Fahrensleute kein Problem, wenn man will - versteht ein jeder jeden.
Horst Richter (19)

Lotse an Bord, die Leinen los.
Der letzte Hafen ist achtern aus.
Sanft wiegt uns die See in ihrem Schoß,
zum nächsten Hafen Voll Voraus.
Gerhard Franz (20)

Pilot aboard, heave up the ropes, the ship will leave the port.
For a good voyage each man hopes, therefore prayes to the Lord.
And in the Biscay, round about, there´s a heavy schiffsverkehr,
so you will once again find out: DSR-Lines everywhere!
Sir Frederic Seibicke (21)

Lotse an Bord, die Leinen los,
der Bootsmann brüllt an Deck:
"Was will der "alte Mann" denn bloß?
Erreicht er so denn seinen Zweck?"
Gerhard Franz (22)

Lotse an Bord, die Leinen los,
Maschine klar, Proviant verstaut.
Hain Seemann läßt die Heimat los,
verzückt er in die Ferne schaut.
Roland Kühn (23)

Lotse an Bord, die Leinen los, `ne Stewardess ist aufgestiegen.
Zum Reisestart das Raten groß: Wer wird sie in die Koje kriegen?
Der Second ist´s mit seinem Charme, der ihr als erster fasst ins Mieter.
Und hält sie fest mit starkem Arm, halb zieht er sie, halb sinkt sie nieder.
Friedrich Seibicke (24)

Lotse an Bord, die Leinen los,
die Hauptmaschine singt ihr Lied,
die Freude des chief´s ist noch ganz groß,
bis man den nächsten Kolben zieht.
Gerhard Franz (25) (2.Preis)

Lotse an Bord, die Leinen los, es sollte Schnitzel geben.
Die See jedoch war gnadenlos und ließ das Schiff erbeben.
der Koch in seiner großen Not, im Sprung er greift die Pfanne,
denn ohne Fleisch zur Mittagszeit - er sofort tot, dass weiß ein jeder Manne.
Benny (26)

Lotse an Bord, die Leinen los, der Hafen Santos wird verlassen.
Bei manchem wird der Frust so groß, dass er beginnt Santos zu hassen.
Der hat sich Freunde mitgebracht, die jetzt bei ihm im Warmen hocken,
weil er sich nichts dabei gedacht: Es sind die kleinen Konokkoken.
Friedrich Seibicke (27)

Lotse an Bord, die Leinen los.
Dampfer und Gang sind reiseklar.
Fernweh und Heimweh fast gleich groß.
Ach Seefahrt - bist du sonderbar.
Roland Kühn (28)

Lotse an Bord, die Leinen los, Chungjin hab ich gefressen.
Drei Wochen waren´s diesmal bloß, die wir dort festgesessen.
Behandelt wie der ärgste Feind, waren wir als Freund gekommen.
Dem Hafen wird nicht nachgeweint, mir ist noch immer ganz beklommen.
Friedrich Seibicke (29)

Lotse an Bord, die Leinen los, heut geht es in die Ferne.
Mit dir lag ich im weichen Moos, daran denke ich noch gerne.
Doch heute muss geschieden sein, denn Seefahrt, die tut not,
die in mich fuhr durch Mark und Bein bis in den Seemannstod.
Friedrich Seibicke (30)

Lotse an Bord, die Leinen los, es ist mir schwergefallen,
grad´noch die Liebste auf dem Schoß und nun getrennt von allem,
- was mir lieb und teuer. der Abschiedsschmerz, so heiß, so heiß,
er brennt in mir wie Feuer!!! die Fahrt zur See ist für den Steiß!!!
Friedrich Seibicke (31)

Lotse an Bord, die Leinen los, lasst weh´n die Farben Blau-Rot-Blau!
Kein Meer, das wäre uns zu groß, kein Seegang, der zu rau.
Die Reederei versank im GAU, war´s Totschlag oder Mord?
DIE STOLZE FLAGGE BLAU-ROT-BLAU, SIE WEHT NOCH IMMER FORT!
Friedrich Seibicke (32)


DSR-Seeleute,  Samstag, 18. Juni 2005