Das 23. Treffen vom 12. Oktober 2002


Harry Wenzel, letzter DSR-Hauptgeschäftsführer während seines Vortrages über die Privatisierung der DSR Rostock GmbH

 

Freie Presse vom 16.10.2002: Seeleute gehen in Reinsberg vor Anker

23. Traditionstreffen der alten Seebären und jung gebliebener Meerjungfrauen der Deutschen Seereederei – Spenden für Flutopfer übergeben Reinsberg. Rund 130 ehemalige Seeleute und ihre Angehörigen trafen sich am Wochenende in Reinsberg. Schon vor der Halle verkündeten zwei große Banner, dass sich hier die Seeleute der Deutschen Seereederei (DSR) der DDR treffen. Auch das Innere des Gemeindezentrums gab sich ganz maritim, von den mit Schiffen geschmückten Platzdeckchen bis zu Rettungsringen, Fahnen und anderen Utensilien der Seefahrt. Sogar der letzte Hauptgeschäftsführer der DSR, Harry Wenzel, war vor Anker gegangen.

Die Treffen sind vor allem ein Basar der Erinnerungen. Der Vereinschor verlockt zum Mitsingen, eine Bilderausstellung "Die schönsten DSR-Seefahrer-Fotos" bewies, dass Seemänner trotz schwankender Böden scharfe Bilder erzielen konnten. Wie gern sich die Seemänner an ihre Fahrenszeit erinnern, zeigten die vielen Suchanzeigen nach Kameraden und Reminiszenzen aus der aktiven Zeit. Die zierten übrigens auch die Herrentoilette, ein offenbar idealer Ort zur Informationsübermittlung.

Frank Thiele fuhr neun Jahre auf der Asien-Amerika-Route als Maschinist zur See, trauert dieser Zeit trotz aller Romantik aber nicht nach. "Ich bin heute Verkaufsleiter in Sachsen für eine große deutsche Brauerei und komme dadurch auch viel rum", schmunzelt der Seemann.

Thomas Meißner bringt es sogar auf 20 Jahre als Schiffsmechaniker meist nach Japan, China oder Südkorea. "Damals war das noch Seefahrtsromantik: Es gab mehrere Tage Liegezeiten in den Häfen und organisierte Landausflüge", schwärmte er. Heute betragen die Liegezeiten nur noch Stunden zur Containerbeladung, die Mannschaften werden per Flugzeug ausgetauscht, die Mannschaft sei nur noch auf dem Schiff.

Thomas Meißner erinnert sich noch an seine erste Reise mit der MS "Büchner" nach Kuba. "In Göteborg gingen wir mit 20 Westmark an Land und schauten uns auch mal einen Sexshop an. Zurück auf dem Schiff fragte der Kapitän auch danach, wir leugneten mit schlechtem Gewissen, und der Kapitän meinte nur: "Ihr werdet nie richtige Seemänner."

Höhepunkt des Nostalgie-Abends in Reinsberg war die Ubergabe einer Geldspende der Seeleute in Höhe von 1700 Euro an das vom Hochwasser geschädigte Reinsberg. Der Vizebürgermeister Thomas Rost und Gemeinderat Mike Silbermann nahmen die Spende vom Vereinsvorsitzenden Frank Thiele mit Dank in Empfang. "Bei über sieben Millionen Euro Gesamtschaden in der Gemeinde können wir diese Spende gut gebrauchen", freute sich Rost. Eine weitere Spende von 250 Euro erhielt die ebenfalls vom Hochwasser geschädigte Flöhaer Musikschule überreicht. Schließlich sollte das Ergebnis einer Versteigerung von seemännischen Utensilien, darunter ein Rettungsring des Segelschulschiffes “Wilhelm Pieck”, einem Vereinsmitglied aus Bitterfeld helfen, die Wasserschäden zu beseitigen. (PEH)


Vertreter der Gemeinde Reinsberg bei der Übernahme einer Spende des DSR-Seeleute e.V. in Höhe von 1.700 Euro


Vereinsmitglied Rolli Wolter aus Bitterfeld erhält den Erlös der während der Veranstaltung durchgeführten  Auktion als Beitrag für den Wiederaufbau seines Betriebes


Eine Schülerin der Musikschule Flöha,
die auch unseren Shantychor vortrefflich begleitete,
nimmt eine Spende in Höhe von 250 Euro entgegen


23. Seemannstreffen vom 12. Oktober 2002

Am 12.10.02 war es wieder soweit, zum  "Tag der Seeverkehrswirtschaft" trafen sich in Reinsberg/Freiberg ca. 150 Seeleute. In der Mehrzahl waren es natürlich Ehemalige, die dem Ruf  der Freiberger folgten. Es war ein Rahmenprogramm organisiert, das für alle Interessenten etwas bot. Zuerst erzählte Harry Wenzel, wie er als letzter Hauptgeschäftsführer der DSR die Privatisierung erlebte. Er zog auch Schlussfolgerungen für die gesamte Privatisierung der DDR- Volkswirtschaft. Es waren 50 Zuhörer, die den Worten von Harry Wenzel aufmerksam folgten. Man hätte auch eine Stecknadel zu Boden fallen lassen können, der Aufprall wäre sicher zu hören gewesen. Im weiteren Verlauf des Abends wurde Harry Wenzel als drittes Ehrenmitglied im Freiberger Verein aufgenommen und ihm die Ehrenurkunde überreicht.

Ein großes Hallo gab es, als der Shantychor auftrat und sein Bestes gab. Anschließend wurde eine Versteigerung zu Gunsten der Hochwassergeschädigten durchgeführt. So konnten der Gemeinde Reinsberg 1700 Euro, der Musikschule Flöha und Ralph Wolter weitere Geldspenden übergeben werden, wobei ein Teil der Spendensumme durch die Versteigerung im Internet zustande kam. Spontan standen einige Kollegen auf und überreichten Ralph Wolters weitere Geldmittel. Dieser war sichtlich gerührt und versprach alles auf seine Art wieder zurück zu geben. Er ist einer der Sponsoren des Vereins. Bei fröhlicher Musik klang der Abend aus. Als oftmaliger Besucher dieser Veranstaltung kann ich sagen, es kommen immer wieder neue Gesichter hinzu und somit wird der Kreis der Freunde der Seefahrt stets größer. Viele Ehemalige sahen sich nach Jahren wieder und die Freude über das Erkennen war groß. Es gab viel zu erzählen. Immer wieder wurde ich nach Namen und Adressen gefragt. Oftmals konnte ich Auskunft erteilen, aber nicht immer waren es gute Nachrichten.

Es bleibt als Resümee die Frage, warum sind wir im Norden nicht in der Lage auch oder einmal jährlich eine solche Veranstaltung zu organisieren. Ein Anfang wird am 25.10.2002 gemacht, dann treffen sich in Güstrow zum wiederholten Male Fahrensleute in der Gaststätte "Zur Post".

Kuwela
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Der Shantychor unter der Leitung seines Dirigenten Hartmut Weinhold
lief auch beim 23. Treffen wieder zur Höchstform auf


Die "Komplexbrigade" während einer Verschnaufpause beim Aufbau der Saaleinrichtung


DSR-Seeleute,  Montag, 8. November 2004