Seemannstreffen Güstrow

Seeleutetreffen Güstrow


11. Klönsnack - Ein unterhaltsamer Abend

Der Klubraum  in der Gaststätte "Zur Post" war bis auf dem letzten Platz gefüllt und alle warteten gespannt auf die Ausführungen von Hans Richter. Aber zu erst musste Hans Richter etwas für ihn unangenehmes über sich ergehen lassen, er bekam einen großen Blumenstrauß überreicht. War er doch vor ein paar Tagen gerade 70 Jahre alt geworden und hatte die Reise nach Güstrow angetreten. Er hatte viele Bilder aus seiner Galerie in Neutrebbin, sowie Erinnerungstücke mitgebracht. So seine Comiczeichnungen aus den fünfziger Jahren, die er in einer eigenen Zeitschrift (Postboje), für sein Schiff, veröffentlichte. Diese Bilder und ihre Aussagen haben auch heute noch ihre Bedeutung. Sie könnten ohne weiteres in die neue Zeit umgesetzt werden.

Er führte uns seine Filme vor, ließ über einen Kassettenrecorder Musik und Texte mitlaufen. Die Texte wiesen auf die besonderen Umstände hin, die es in der damaligen Zeit zu berücksichtigen gab. So blieben folgende Worte besonders haften: Wenn die Heimkehr der Schiffe angekündigt war, so waren in Rostock alle alarmiert, die Ehefrauen, die Kinder, die Freundinnen, die Taxifahrer und auch die Polizei. Für die Familie gab es ein paar, fröhliche Tage mit dem Vater, die Taxifahrer durften die Seeleute nach Hause fahren, wobei in einem Taxi die  Seeleute saßen und im anderen Taxi fuhr der Deputatfisch. Aber auch die Polizei war stets auf der Hut, denn einige Leute zogen auch immer wieder durch die bekannten Rostocker Wirtshäuser und dabei wurden oftmals auch die Fäuste eingesetzt und so kam die Polizei  zum Zuge.

Eine Überraschung war für alle Gäste, als Jürgen Reichert seine alten Zeichnungen (Bilder) hervor holte. Sie zeigten seine Eindrücke von Land und Leuten und riefen Erstauen hervor.

Aber diese Erinnerungen bestimmten nicht alleine den Abend, sondern es wurde auch über die Zukunft gesprochen. Wie kann man die 40 Jahre Seefahrt unter anderen gesellschaftlichen Bedingungen bewahren?  Es kann nur durch Eigeninitiative und durch Einsatz vieler bewusster Kollegen geschehen. So wurde vereinbart, sich in Neutrebbin zu treffen und ein gemeinsames Konzept zu erstellen. Denn die Geschichte kann nicht in Bremerhaven oder anderswo dargestellt werden, hier fehlt der Bezug zum Ort. Ob Rostock sich als Alternative anbietet oder der Zug für das Schifffahrtsmuseum abgefahren ist, wer weiß es zu sagen. Denn in 15 Jahren Bundesrepublik ist zu wenig für den Standort Rostock  eines attraktiven Schifffahrtsmuseum getan worden. Warum eigentlich ?

Auch möchte ich alle Kollegen aufrufen, wenn sie sich von alten "Trödel" (Bilder, Dias, Filme, Mitbringsel) trennen wollen, sich mit dem Verfasser in Verbindung zu setzen. So wäre ein Anfang gemacht, um einige Stücke vor der Müllhalde zu bewahren. Die Bilder von Jürgen Reichert bilden den Anfang, sie lagen auch nur noch herum.

In der Hoffnung, dass sich noch viele Seeleute melden, die auch aktiv mitmachen, verbleibe ich bis zum nächsten Mal.

Kurt-Werner Langer(Kuwela)


DSR-Seeleute,  Sonntag, 6. November 2005